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Interkulturelle Kompetenzen

Worum geht’s bei interkulturellen Kompetenzen?

Hier ein kurzes Alltagsgespräch als Beispiel :

Die beiden Austauschstudierenden Linda aus Australien und Noriaki aus Japan sind auf eine Party eingeladen. Da Linda im Gegensatz zu Noriaki ein Auto hat, vereinbaren die beiden, dass Linda Noriaki abholt.

Linda: Ich bin so gegen 9.00 Uhr bei Dir, OK?
Noriaki: Gut, ich steh dann vorne an der Ecke.
Linda (überrascht): Das musst Du nicht. Ich hol Dich bei Dir zuhause ab.
Noriaki: In Ordnung. Dann warte ich am Gartentor.
Linda (verständnislos bis beleidigt): Es ist kalt draußen. Wieso willst Du draußen warten? Ich kann doch klingeln. Es sei denn es ist Dir peinlich, wenn ich bei Dir vor der Haustür stehe…

(Dieses Beispiel wurde angepasst nach Tomoko Koyama 1992, Japan: A Handbook in Intercultural Communication. Sidney: Macquarie University, National Center for English Language Teaching and Research)

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Auflösung:

Das Missverständis kommt zustande, weil Linda und Noriaki unterschiedliche Vorstellungen davon haben, welches Verhalten in der vorliegenden Situation angemessen ist. Noriaki sorgt sich um Lindas Ruf. Würde ein junges Mädchen in Japan einen jungen Mann bei sich zuhause abholen, wäre das schlecht für ihr Ansehen. Noriakis Angebot, an der Ecke zu warten, ist also ein Ausdruck von Höflichkeit und Respekt.

Linda möchte Noriaki zeigen, dass ihr Angebot ernst gemeint war und wiederholt es nachdrücklich. Noriakis zweite Antwort ist aus seiner Sicht erneut höflich und respektvoll und entspricht voll und ganz den kulturellen Normen und Erwartungen der japanischen Gesellschaft. Da Linda sich dieser Normen nicht bewusst ist, deutet sie Noriakis Verhalten vor dem Hintergrund ihrer eigenen kulturellen Werte als Zurückweisung und fühlt sich verletzt.

Mit sprachlichen Schwierigkeiten hat das oben beschriebene Missverständnis nichts zu tun. Es ist vielmehr begründet durch ein mangelndes Bewusstsein für kulturelle Unterschiede.

Beim Aufbau interkultureller Kompetenzen geht es darum, dieses Bewusstsein zu schaffen und zu stärken, um für den Umgang mit anderen Kulturen gerüstet zu sein.